Landesjugendring fordert mehr Engagement für Medienarbeit

Unter dem Titel “Chancen der Medienpolitik und Medienpädagogik nutzen” fordert die 33. Vollversammlung des Niedersächsischen Landesjugendrings eine deutliche Stärkung des öffentlichen Engagements in Bezug auf die Förderung der Medienkompetenz.

Zitatauszug:

Der Landesjugendring Niedersachsen fordert konkret:
  • Der Erwerb von Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen muss in der schulischen und außerschulischen Bildung fester Bestandteil sein. Dabei geht es weniger um das Vermitteln von technischen Fertigkeiten. Kinder und Jugendliche müssen lernen können, Informationen zu erschließen und zu bewerten. Sie müssen Potenziale vielfältiger Medientypen erkennen und sie gestalten können.
  • Lehrkräfte, Erzieher-innen und in der Jugendarbeit Tätige brauchen mehr Angebote für ihre medienpädagogische (Weiter-) Qualifizierung, die staatlich gefördert werden müssen. In der Ausbildung von hauptund ehrenamtlichen Mitarbeitenden im schulischen und außerschulischen Jugendhilfebereich muss Medienpädagogik einen höheren Stellenwert bekommen. Auch Eltern müssen in die Lage versetzt werden, das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen medienkompetent zu begleiten.
  • Es ist notwendig, dass Kinder und Jugendliche unabhängig vom Wohnort und der sozio-ökonomischen Situation kostenfreien Zugang zum Internet haben. Der Ausbau der Breitbandnetze – vor allem im ländlichen Raum und in strukturschwachen Gebieten – muss deutlich vorangetrieben werden, damit ein flächendeckender, angemessen schneller Zugang zum Internet gewährleistet ist.
  • Beim Zugang zu Informationen spielen Massenmedien wie Hörfunk und Fernsehen nach wie vor eine große Rolle. Im dualen System hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk – gebührenfinanziert – eine wichtige neutrale Rolle in der Demokratie, weil er unabhängig informieren kann. Das betrifft auch die Internetpräsenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die nicht eingeschränkt werden darf. Vielmehr ist es Aufgabe und Pflicht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – gerade im Interesse junger Menschen – bereits erstellte Beiträge in Form eines Wissensarchivs dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Aus Sicht des Landesjugendrings ist jedoch das Modell der Gebührenfinanzierung zu reformieren.
  • Über die Berichterstattung in Funk, Fernsehen und Printmedien hinaus bietet das Internet die Möglichkeiten der Beteiligung. Es durchbricht das klassische Sender-Empfänger-Schema der Medien. Die entsprechenden Elemente zum Mitmachen, Einmischen und Gestalten im Internet können unabhängig von Ort und Zeit zur Verfügung  stehen. Auch für die Jugendverbände ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten der Interaktion, die es zu nutzen gilt.
  • Die Bedeutung sozialer Netzwerke für die Jugendlichen macht es notwendig, junge Menschen für den verantwortungsbewussten Umgang mit ihren persönlichen Daten und den Persönlichkeitsrechten Dritter zu sensibilisieren. Durch die vielen Jugendleiter-innen, die ebenso „digital natives” sind wie die Kinder und Jugendlichen, stehen der Jugendarbeit andere Zugänge zur Verfügung als z.B. Lehrer-inne-n und Eltern. Für die Jugendarbeit bieten sich dadurch medienpädagogische Möglichkeiten, die keine andere Sozialisationsinstanz bieten kann; diese Chancen gilt es zu nutzen.  Darüber hinaus sollten die Verantwortlichen in der Jugendarbeit den Dialog mit Anbietern der Netzwerke suchen. Ziel des Dialogs muss sein, dass Anbieter sozialer Netze hohe Standards bei den Persönlichkeitsrechten, im Datenschutz und im Umgang mit Gefahren für Nutzer-innen einhalten.
  • Es existiert eine Vielzahl medienpädagogischer Projekte mit unterschiedlichem Fokus. Entscheidend ist, dass Angebote, um wirksam sein zu können, auf Nachhaltigkeit angelegt sein müssen: Sie müssen über Projekte hinausgehen und in bestehende Bildungspläne integriert werden. Medieninitiativen, -institutionen und -projekte freier Jugendverbände müssen vorrangig gefördert werden. Ihnen ist der Vorrang vor kommerziellen Angeboten einzuräumen.
  • (…)
  • Jugendmedienschutz ist richtig und wichtig. Medieninhalte und -formen müssen altersgerecht aufbereitet und angeboten werden. Medien für Kinder sollten werbefrei sein. Kinder und Jugendliche müssen in die Lage versetzt werden, ein reflektiertes Nutzer-innenund Verbraucher-innenverhalten zu erlernen.
  • Der Jugendmedienschutz darf nicht durch immer restriktivere Regelungen umgesetzt werden, die die Partizipation junger Menschen an Online-Angeboten und die Gestaltung eigener Webangebote erschweren oder unmöglich machen. Medienkompetenz lässt sich nicht durch das Verbieten von Angeboten erlernen, vielmehr ist die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen notwendig. Die im Arbeitsentwurf vom 07.12.2009 zur Änderung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags vorgesehenen Regelungen entsprechen weder den Erfordernissen eines kompetenzorientierten Jugendschutzes noch den Prinzipien demokratischer und freiheitlicher Kommunikation in einer zukunftsfähigen Welt. Sie bedürfen einer grundlegenden Korrektur.
(Hervorhebungen zum Teil im Original)
Wir schließen uns, als in Niedersachsen ansässige Mobile Medienarbeit, diesen Forderungen an. Sie bekräftigen, nun auf Landesebene, eindeutig unsere, seit Jahren erhobenen Forderungen!

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